Mittwoch, 23. September 2015

Was passiert eigentlich vor Ort in den Projekten?



Diesen Blogeintrag schreibe ich aus Kyenjojo, einer Stadt ca. eine Stunde mit dem Taxi von Fort Portal entfernt. Taxis werden hier Kleinbusse genannt, die erst losfahren wenn auch wirklich jede Möglichkeit zum Sitzen erschöpft ist. Mit diesem Kleinbus sind Chris, ein Mitarbeiter von JESE, und ich am Montagvormittag von Fort Portal aus zum „Field Office“, einer Außenstelle von JESE in Kyenjojo, gefahren. Gegen Mittag sind wir dort angekommen und haben die Zimmer, die direkt an das Büro anschließen, bezogen. Ich werde hier bis vermutlich Freitag bleiben.

Wasser ist in Kyenjojo nur morgens zwischen etwa 7 und 8 Uhr aus der Leitung zu bekommen. Somit werden zu dieser Zeit die großen gelben Kanister gefüllt, damit ausreichend Wasser für den Tag zur Verfügung steht. Eine kleine Umstellung war dann auch das Duschen mit einem Eimer Wasser. Funktioniert jedoch einfacher als ich dachte.

Nach einer kleinen Pause haben wir uns dann mit dem Motorrad auf den Weg zu einer Schule gemacht, die ziemlich schwer zu erreichen war. Wir mussten einen langen Weg über hügelige Sandpisten zurücklegen. Hier hat Chris dann der Eltern- und Lehrervertretung sowie der Leitung der Schule das SWASH-Konzept vorgestellt. SWASH steht für School Water, Sanitation and Hygiene (also Zugang zu sauberem Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene an Schulen). Das heißt konkret: Latrinen für Jungs und Mädchen, einen Waschraum für die Mädchen und Einrichtungen zum Händewaschen. An den Schulen, mit denen JESE zusammenarbeitet, sind diese grundlegenden sanitären Einrichtungen nicht vorhanden oder müssen erneuert und ausgebaut werden. Nach der Vorstellung des Konzepts schloss sich eine rege Diskussion an, der ich jedoch leider nicht wirklich folgen konnte. Sie wurde in Rutooro, der lokalen Sprache, geführt.

Seit letztem Samstag bringt uns jedoch Isaac, der auch bei JESE arbeitet, Rutooro bei. Wir werden uns jetzt jede Woche mit ihm treffen und bald dann hoffentlich schon einiges verstehen und sprechen.

Im Endeffekt haben die Vertretungen der Schule dem Projekt jedoch zugestimmt und werden nun auch die Eltern zu einer Versammlung einladen, da JESE in Kooperation mit ihren Spendern ca. 80% finanzieren wird und die restlichen 20% durch größtenteils die Eltern getragen werden müssen. Die Eltern sind es nämlich hier häufig, die die Kosten für Materialien, Verbesserungen an der Schule etc. finanzieren müssen. Durch diese sogenannte Kofinanzierung und die Übernahme eines Teils der Kosten durch die Eltern bzw. die Schule kommt es jedoch dazu, dass das ganze Projekt auch von der Schule mitgetragen wird und als deren eigenes Projekt verstanden wird, das erfolgreich durchgeführt werden soll.

Auch Ann, die ich ja bereits im ersten Blog kurz vorgestellt habe, arbeitet in diesem Bereich. Sie sitzt in Fort Portal mit mir zusammen in einem Büro und pendelt zwischen diesem und Kyenjojo. Sie ist als Ingenieurin für die gesamte Konstruktion der Latrinen, des Waschraums und der Wassertanks zuständig. Mit ihr habe ich am nächsten Tag einige Schulen besucht. Zum einen hat auch sie das SWASH-Konzept vorgestellt und zum anderen haben wir Schulen besucht, die bereits mit JESE eine Wasser- und Sanitärversorgung umgesetzt haben. Hier überprüften wir die Funktionsfähigkeit der Anlagen. Nicht immer läuft alles ganz reibungslos und es müssen z.B. neue Wasserhähne oder ähnliches angeschafft werden. Das Wasser wird übrigens als Regenwasser durch Dachrinnen aufgefangen und dann in die Tanks geleitet, von wo aus es dann z.B. zum Händewaschen genutzt werden kann.

Zum Schluss lieferten wir noch einige Materialien aus, die für gerade im Bau befindliche Latrinen und Handwaschtanks benötigt wurden. Insgesamt zwei sehr spannende Tage, in denen ich einen schönen Einblick in die praktische WASH-Arbeit vor Ort in den Dörfern erhalten konnte.

Heute bin ich dann mit Fred, der für die Projekte im Landwirtschaftsbereich zuständig ist, unterwegs gewesen. Wir haben uns verschiedene Farmen angeschaut, die in den letzten Jahren durch JESE unterstützt wurden. Fred schult Landwirte im Umgang mit den unterschiedlichen Pflanzen. Besonders Kaffeepflanzen wurde durch JESE ausgegeben und der Umgang mit diesen vermittelt. Die Farmer bauen neben Kaffee aber auch Auberginen, Orangen, Bananen, Ananas und viele weitere Dinge an. Auch Projekte mit Kühen wurden durch JESE umgesetzt. Junge Kühe wurden an Bauern gegeben und diese haben sie zu größeren Herden weitergezüchtet. Auch Ziegen und Hühner waren auf einigen Farmen zu sehen. Ein Farmer, den wir besucht haben, hat vor einigen Monaten einen Teich angelegt, um Fischzucht zu betreiben. Durch eine kleine Starthilfe und das Schulungsangebot von JESE konnten sich so Farmen entwickeln, die für ein Auskommen der Familie sorgen.

Die Zusammenarbeit mit den Farmern hört jedoch nicht im Landwirtschaftsbereich auf. In letzter Zeit wurden Musteröfen in einigen Häusern gebaut, für die nur noch ein Drittel der bisherigen Holzmenge benötigt wird. Der Rauch wird durch einen Kamin nach draußen abgeleitet. Die Öfen sind mit lokalen Materialien zu bauen und JESE hofft, dass sich das Wissen zum Bau dieser Öfen von diesen Farmern aus weiter verbreitet. So tragen auch die Landwirte im Distrikt Kyenjojo zur Bekämpfung des Klimawandels bei.

Zum Abschluss dieses Tages haben wir uns noch den Fortschritt beim Bau einer Fabrikhalle angeschaut. In dieser Fabrikhalle soll eine Maschine installiert werden, die die Schalen der Kaffeefrucht entfernen kann, sodass nur noch die Kaffeebohne übrig bleibt. Die Bauern können so ihren Kaffee weiterverarbeiten und den doppelten Preis pro Kilo für diese geschälten Kaffeebohnen erzielen. Momentan wird diese Fabrik unter Leitung von JESE gebaut. Nach und nach sollen jedoch die Bauern in Form einer Genossenschaft Anteile an der Fabrik übernehmen und diese langfristig selbst managen.

In diesen drei Tagen ist mir bewusst geworden, welche große und unterschiedliche Anzahl von Projekten JESE durchführt und welch grandiose Arbeit sie leisten. Und dieses ist erst ein Teil der gesamten Projekte. Durch diesen Einblick verstehe ich erst, was hinter den Tabellen und Berichten steht, die im Büro in Fort Portal eintrudeln. Ich hoffe, dass auch ihr einen kleinen Einblick in die Arbeit von JESE erhalten konntet. Bei Fragen und auch sonst meldet euch immer gerne. Die Kontaktmöglichkeiten findet ihr unter Kontakt.
Beim nächsten Mal dann hoffentlich auch wieder ein paar Bilder.
Liebe Grüße aus Uganda.

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