Jetzt bin ich bereits
seit drei Wochen in Fort Portal und so langsam kehrt auch hier ein Alltag ein.
Nach der allmorgendlichen kalten Dusche und einem sehr leckeren ugandischen
Kaffee wartet bereits Emanuel, ein Boda-Boda-Fahrer, vor unserem Haus auf mich
und bringt mich einmal quer durch die Stadt zu meiner Arbeit bei JESE. Die
Fahrt geht vorbei an zahlreichen Shops, in denen man eigentlich so ziemlich
alles kaufen kann, und verschiedenen Ständen, die Tomaten, Auberginen, Bananen,
Zwiebeln, Knoblauch, Avocados, Paprika und vieles mehr frisch geerntet
anbieten. Oftmals sind die Gebäude in bunten Farben gestrichen. In der Ferne ist
das Ruwenzori-Gebirge zu sehen, das morgens häufig noch von Nebel verhüllt
wird.
Insgesamt bekomme ich
hier in Fort Portal einen ganz neuen Blick auf „Afrika“ bzw. ein Land dieses
riesigen Kontinents. Ich erlebe hier in der Stadt kaum etwas von dem in den
Medien gezeichneten Bild des Kontinents mit den 3 K´s (Kriege, Katastrophen, Krankheiten).
Natürlich gibt es auch in Fort Portal und den Dörfern drumherum Probleme und
JESE setzt sich in starkem Maße dafür ein, dass es hier zu einer Verbesserung
kommt, doch sind eben diese Probleme nur ein Teil des gesamten Bildes. Allein
Uganda ist in seinen einzelnen Distrikten so unterschiedlich, dass sich keine allgemein
gültigen Aussagen zu ganz Uganda und schon gar nicht für den ganzen Kontinent
treffen lassen. Auch mein Blickwinkel ist
nur einer von vielen. Das in den Medien häufig sehr einfach gezeichnete Bild
ganz Afrikas kann jedoch der Realität in keiner Weise gerecht werden.
Zu diesem Thema der
Vereinfachung und Einseitigkeit des Bildes von „Afrika“ gibt es ein wundervolles
Video. Bei der jährlich stattfindenden TED – Konferenz (Technology,
Entertainment, Design) hielt die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda
Adichie eine 20-minütige Rede, die es sich wirklich lohnt anzuschauen. Im Blog von „photocircle“ (weitere Infos zu „photocircle“
hier: http://www.photocircle.net/de/ueber-photocircle)
schreibt Katrin Strohmaier zu diesem Video:
„Darin spricht sie [Chimamanda
Adichie] von der “Gefahr einer einzigen Geschichte” und meint damit vereinfacht
die Tendenz des Menschen zu generalisieren, simplifizieren und einseitig
beziehungsweise vorschnell Schlüsse zu ziehen. Dadurch entstehen, halten
und verbreiten sich Narrative [Erzählungen] über ganze Kulturen, Religionen
oder Kontinente – die zwar nur einen bestimmten (Bruch-) Teil der Realität
widerspiegeln, dabei jedoch für sich beanspruchen, nicht eine,
sondern die Wahrheit darzustellen: Afrika wird von vielen immer
noch als ein einziges großes unterentwickeltes Land wahrgenommen, in dem Kinder
verhungern und halbnackte Menschen in Stammesgesellschaften mitten im Nichts
leben; alle muslimischen Kulturen sind genau gleich, egal, ob sie in
Asien, Afrika oder Europa liegen; und so weiter. So gut wie immer, übrigens,
werden diese Geschichten, auch die der Schwächeren, von den Siegern der
Geschichte erzählt.“
Hier nun auch der Link
zur Rede von Chimamanda Adichie. Wirklich sehr empfehlenswert!
Mit diesem hoffentlich inspirierenden Video
soll dieser Blogeintrag auch enden. In den nächsten Tagen werde ich dann mehr
zu Fort Portal und meiner Arbeit bei JESE schreiben.
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