Freitag, 18. September 2015

Afrika - nichts außer "Kriege, Katastrophen und Krankheiten"?


Jetzt bin ich bereits seit drei Wochen in Fort Portal und so langsam kehrt auch hier ein Alltag ein. Nach der allmorgendlichen kalten Dusche und einem sehr leckeren ugandischen Kaffee wartet bereits Emanuel, ein Boda-Boda-Fahrer, vor unserem Haus auf mich und bringt mich einmal quer durch die Stadt zu meiner Arbeit bei JESE. Die Fahrt geht vorbei an zahlreichen Shops, in denen man eigentlich so ziemlich alles kaufen kann, und verschiedenen Ständen, die Tomaten, Auberginen, Bananen, Zwiebeln, Knoblauch, Avocados, Paprika und vieles mehr frisch geerntet anbieten. Oftmals sind die Gebäude in bunten Farben gestrichen. In der Ferne ist das Ruwenzori-Gebirge zu sehen, das morgens häufig noch von Nebel verhüllt wird.

Insgesamt bekomme ich hier in Fort Portal einen ganz neuen Blick auf „Afrika“ bzw. ein Land dieses riesigen Kontinents. Ich erlebe hier in der Stadt kaum etwas von dem in den Medien gezeichneten Bild des Kontinents mit den 3 K´s (Kriege, Katastrophen, Krankheiten). Natürlich gibt es auch in Fort Portal und den Dörfern drumherum Probleme und JESE setzt sich in starkem Maße dafür ein, dass es hier zu einer Verbesserung kommt, doch sind eben diese Probleme nur ein Teil des gesamten Bildes. Allein Uganda ist in seinen einzelnen Distrikten so unterschiedlich, dass sich keine allgemein gültigen Aussagen zu ganz Uganda und schon gar nicht für den ganzen Kontinent treffen lassen. Auch mein Blickwinkel ist nur einer von vielen. Das in den Medien häufig sehr einfach gezeichnete Bild ganz Afrikas kann jedoch der Realität in keiner Weise gerecht werden.

Zu diesem Thema der Vereinfachung und Einseitigkeit des Bildes von „Afrika“ gibt es ein wundervolles Video. Bei der jährlich stattfindenden TED – Konferenz (Technology, Entertainment, Design) hielt die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Adichie eine 20-minütige Rede, die es sich wirklich lohnt anzuschauen. Im  Blog von „photocircle“ (weitere Infos zu „photocircle“ hier: http://www.photocircle.net/de/ueber-photocircle) schreibt Katrin Strohmaier zu diesem Video:

„Darin spricht sie [Chimamanda Adichie] von der “Gefahr einer einzigen Geschichte” und meint damit vereinfacht die Tendenz des Menschen zu generalisieren, simplifizieren und einseitig beziehungsweise vorschnell Schlüsse zu ziehen. Dadurch entstehen, halten und verbreiten sich Narrative [Erzählungen] über ganze Kulturen, Religionen oder Kontinente – die zwar nur einen bestimmten (Bruch-) Teil der Realität widerspiegeln, dabei jedoch für sich beanspruchen, nicht eine, sondern die Wahrheit darzustellen: Afrika wird von vielen immer noch als ein einziges großes unterentwickeltes Land wahrgenommen, in dem Kinder verhungern und halbnackte Menschen in Stammesgesellschaften mitten im Nichts leben; alle muslimischen Kulturen sind genau gleich, egal, ob sie in Asien, Afrika oder Europa liegen; und so weiter. So gut wie immer, übrigens, werden diese Geschichten, auch die der Schwächeren, von den Siegern der Geschichte erzählt.“

Hier nun auch der Link zur Rede von Chimamanda Adichie. Wirklich sehr empfehlenswert!


Mit diesem hoffentlich inspirierenden Video soll dieser Blogeintrag auch enden. In den nächsten Tagen werde ich dann mehr zu Fort Portal und meiner Arbeit bei JESE schreiben.

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